Bei Abu Hassan ist der Handlungsverlauf etwas rasanter, wodurch entweder eine bereits etwas höhere Auffassungsgabe der Kinder, oder von Ihnen im Unterricht wenigstens etwa eine Schulstunde Vorbereitung erforderlich ist, damit die Kinder dem Inhalt in der flotten Inszenierung auch folgen können. Diese Oper ist unsere temporeichste, bunteste und auch witzigste Produktion, und deshalb ebenfalls bei Anfängern sehr beliebt.
Abu Hassan
Komische Oper (Singspiel) in einem Akt
Libretto: Franz Carl Ziemer nach einem Motiv aus "Tausendundeine Nacht".
Zeit und Ort der Handlung: Kalifenzeit - Märchenzeit im Orient.
Die Geschichte von "Abu Hassan dem erwachten Schläfer" ist in "Geschichten aus 1001 Nacht" mit der reizvollsten Erzählkunst geschildert. Witzig und spritzig - eine Perle der deutschen Spieloper!
Die Musik besteht aus echt Weberscher Melodik, ist aber in der Idee mozartisch (inspiriert durch einen gelungenen Aufsatz über "Die Entführung aus dem Serail".) Die herrliche Webersche Instrumentation ist in seiner effektvollen Musik zu prallem Leben erweckt.
Frohgelaunt beginnt Abu Hassan ein Duett mit Fatime »Liebes Weibchen, reiche Wein«. Aber anstatt Wein, Konfitüre und Pastetchen gibt's nur eine dürftige Mahlzeit, Brot und Wasser, weil die beiden alles Geld leichtsinnig verprasst haben. Nun ist guter Rat teuer. Keiner leiht mehr Geld. Der einzige, der ihnen helfen könnte, ist der reiche Wechsler Omar, bei dem sie allerdings auch schon hohe Schulden haben. Der aber fordert von der schönen Fatime als Gegenleistung Liebe. Auf dieses Ansinnen hat sie ihm jedoch einen hasserfüllten Brief geschickt. Plötzlich hat Abu Hassan die rettende Idee: «Wir sterben beide!» Er weiß nämlich, dass, wenn die Kalifin seinen Tod vernimmt sie Fatime - nach Landessitte - Geld für die Begräbniskosten geben wird. Gesagt getan: Während Fatime wehklagend zur Kalifin eilt, schwelgt Hassan schon von großen Festen, die er mit diesem Geld geben will.
Seine fröhliche Stimmung wird jäh durch das Auftauchen Omars zerstört. "Geld, Geld, Geld!" ist seine unerbittliche Forderung. Erst als Abu Hassan ihm sagt, Fatime würde ihn später allein im Kabinett erwarten, gewährt er ihnen Aufschub und zieht ab. Einen großen Beutel Geld schwenkend, kehrt Fatime freudig zurück und spielt ihrem geliebten Ehegatten vor, wie tränenreich sie der Kalifin von Hassans Tod berichtet habe. »Tränen sollst du nicht vergießen», beginnt Hassan ein Duett, und Fatime fällt ein. Das Spielchen wird wiederholt, Jetzt aber läuft Hassan zum Kalifen, um seinerseits den Tod seiner Ehefrau Fatime zu beklagen. Omar erscheint wieder. Geschickt versteht es Fatime, dem alten Lüstling um den Bart zu gehen und ihm im folgenden Duett mit einem Küsschen alle bezahlten Wechsel aus der Tasche zu ziehen.
Als Abu Hassan plötzlich zurückkehrt, sperrt Fatime Omar eiligst ins Kabinett ein. »Der Vogel ist gefangen«, flüstert sie ihrem Gatten zu, worauf dieser laut den Schlüssel zum Kabinett fordert. Im Terzett zittert Omar im rückwärtig gelegenen Kabinett.
Unterdessen naht zum Schrecken des Ehepaares Mesrur, der Vertraute des Kalifenpaares. Rasch spielt Hassan den Toten. Fatime bricht in wehklagenden Gesang aus.
Mesrur wurde geschickt, um zu erfahren, wer von den beiden denn eigentlich gestorben sei. Kalifin und Kalif hatten nämlich gewettet: Sie war für Hassan, der Kalif für Fatime. Mesrur eilt, seinen Herrschaften zu berichten, während Omar - immer noch im Kabinett - vor Angst schier vergeht.
Janitscharenmusik kündigt das Nahen des Kalifen an. Jetzt legen sich beide, Fatime und Hassan, auf den Diwan und stellen sich tot. Das Kalifenpaar mit Gefolge erscheint. »Bei dem großen Propheten», so verkündigt der Kalif, »tausend Goldstücke« würde ich demjenigen geben, der sagen könnte, wer von den beiden zuerst gestorben ist», - Achtung, *Spoileralarm* - worauf sich Abu Hassan erhebt und beteuert: »Beherrscher der Gläubigen, ich bitte um die tausend Goldstücke, ich bin zuerst gestorben«. - Auch Fatime kehrt auf Anruf der Kalifin ins Leben zurück. Nachdem nun beide ihre prekäre Lage geschildert und sich über Omars Erpressungsversuche beklagt haben, fällt Omar in Ungnade, und Hassan erhält die tausend Goldstücke. Ein Jubelgesang auf den Herrscher beendet die Oper.